Für viele junge Menschen ist Architekt ein Traumberuf. Doch wie sieht der Alltag aus? Und was macht einen guten Arbeitgeber aus? Im Interview berichtet Leda Kremmyda, Architektin bei oow aus Berlin, von ihrer ganz persönlichen Reise.
Ich glaube, ich bin da rein geboren worden! (lacht) Mein Vater ist ebenfalls Architekt und war in Athen, unserer Heimatstadt, für die Stadtentwicklung zuständig. Ich bin zwischen Zeichnungen, Bildern und Modellen aufgewachsen. Rund um die Uhr wurde bei uns darüber gesprochen, wie Orte aussehen müssen, in denen sich Menschen wohlfühlen. Die Idee, Architektin zu werden, ist wohl schon in meinem Kopf gereift, bevor ich überhaupt wusste, was das bedeutet.
Nach meinem Architektur-Studium an der Nationaluniversität in Athen habe ich meinen Master gemacht und zunächst als Freelancer gearbeitet. Dann kam der Sprung nach London. Dort habe ich in einem Architektenbüro gearbeitet: ambitioniert, aber etwas kleiner als bei oow. Seit zwei Jahren bin ich Teil des oow-Teams: für mich der perfekte Arbeitsplatz in der perfekten Stadt. Berlin ist immer noch im Wandel und wir beflügeln uns alle gegenseitig. Für mich ist es der Ort, an dem ich sein muss!
Ich bin viel zufriedener mit meiner Arbeit! (lacht) Ja, ich bin wirklich glücklich damit, wie ich hier arbeiten kann. Und neben meiner persönlichen Situation habe ich mich auch professionell weiterentwickelt. Ich bin in ganz vielen Feldern gewachsen und arbeite heute in allen Bereichen: vom Design bis zum eigentlichen Bau.
In London habe ich meist allein vor mich hingearbeitet. Bei oow habe ich eine andere Arbeitsweise kennengelernt. Wir sprechen viel miteinander, hängen unsere Entwürfe an die Wand und diskutieren darüber. Ist das schon die beste Lösung? Oder gibt es noch eine Variante, um den Raum noch besser so zu gestalten, dass sich die Bewohner darin wohlfühlen? Wir haben alle ein ähnliches Alter, das macht es leichter. Und es ist ein schönes Gefühl, sich und unsere Projekte gemeinsam weiterzuentwickeln.
Wir haben in Bonn ein Sanatorium für 80 Bewohner geplant. Eine alte, denkmalgeschützte Villa wird erhalten und in den Entwurf integriert. Als leitende Architektin habe ich das Sanatorium von der ersten Skizze an begleitet – auch hier haben wir natürlich alles dreidimensional visualisiert. Genauso bei einem meiner anderen Projekte: der Rooftop-Bar 260 Grad am Mercedes Platz in Berlin. So konnten wir schon bei der Planung das sichtbar machen, was die Bar heute ausmacht: etwa das Zusammenspiel zwischen dem Innenraum und dem spektakulären Blick über Berlin oder die tollen Design-Details wie den Tresen aus poliertem Kupfer. Es ist immer wieder aufregend, wenn man dann zum ersten Mal im Gebäude steht und feststellt: Hey, das funktioniert alles ziemlich gut!
Unser Beruf ist sehr kreativ, das macht mir großen Spaß. Insofern: Ja, dieser Stereotyp stimmt schon mal! Allerdings ist den wenigsten bewusst, wie stark wir im Alltag vor allem Problemlöser sind. Das ist weniger aufregend aber genauso spannend. (lacht) Da muss man pragmatisch sein und vor allem kosteneffizient planen. Wir dürfen nie vergessen: Am Ende muss jemand das Gebäude bezahlen, alles muss funktionieren.
In London war das Miteinander zuweilen etwas steif, hier ist alles viel lockerer. Menschen erfinden sich hier immer wieder selbst, in der Architektur und Kunst passiert viel Spannendes. Da will ich dabei sein!
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