
Sie bauen für schillernde Investoren, Weltkonzerne und Star-Köche: Im Interview erzählen die oow-Gründer Sebastian Blancke und Mathis Malchow von der wohl spektakulärsten Wohnung Berlins, der Arbeit zwischen Gummistiefeln und 3D-Druck und wie sie im legendären Büro von Norman Foster ihre Liebe zum perfekten Detail entdeckt haben.

Mathis Malchow (lacht): „Stimmt, das können wir! Und vor allem: Wenn man ihn überhaupt erst einmal haben möchte, sind wir der richtige Ansprechpartner!“
Sebastian Blancke: „Auf rund 1000 Quadratmetern wurden nur die edelsten Materialien und Bauweisen eingesetzt: Es gibt geschwungene Wandpaneele aus Leder, runde Glastüren, Badewannen, die aus ganzen Marmorblöcken gefräst wurden oder auch einen neun Meter langen Esstisch, der in Schiffsbauweise gefertigt wurde. Der Rumpf besteht aus amerikanischem Nussbaum, die Platte aus Calacatta-Marmor. Mega Hingucker! Ach, wir könnten wahrscheinlich Stunden vom Penthouse schwärmen. Jede noch so kleinste Ecke ist formvollendet in ihrer Perfektion.“
Mathis: „Es ist ein Irrglaube, dass es nur hochwertige Materialien braucht und die sich dann von ganz alleine schön verarbeiten lassen. Im Gegenteil: Gerade bei dieser Materialpalette und mit diesen anspruchsvollen Konstruktionen, muss man die Texturen ganz genau verstehen und ein Gefühl für sie haben. Fräse mal einen Marmor rund und arbeite ihn dann mit extrem schlanker Fuge an ein Lederpaneel an! Das ist eine Kunst! Und das Ergebnis ist natürlich der absolute Hammer.“
Mathis: „Wir hatten das Glück, relativ schnell nach unserer Gründung treue Kunden zu gewinnen. Für die haben wir sehr viel gemacht: sei es der Bundestag, das Leonardo Hotel, die Augustinum Gruppe oder auch das Biopharma-Unternehmen CureVac. Und danach ging alles über Mund-zu-Mund-Propaganda!“ Sebastian: „Das ist die beste Werbung überhaupt, wenn zufriedene Kunden einen weiterempfehlen oder gleich das neue Projekt in Auftrag geben. Für René Benko war nach dem Ausbau des Penthouses ein 65-Millionen-Projekt am Hamburger Gänsemarkt geplant.“
Sebastian: „'Alltag' ist eigentlich schon das falsche Wort, das klingt immer nach Monotonie. Und die haben wir überhaupt nicht! Weder in der Art und Weise noch an den Themen.“
Mathis: „Beim kreativen Teil sind wir immer noch mit Filzstift unterwegs, um eine Skizze zu machen. Und natürlich stehen wir auch ganz klassisch mit Gummistiefeln auf matschigen Baustellen rum!“ (lacht)
Sebastian: „Und gleichzeitig arbeiten wir mit den neuesten Technologien wie 3D-Druck oder BIM-Modellen: Gebäude können wir so digital und dreidimensional in all ihren Details darstellen. Auch Virtual Reality setzen wir in unserer Visualisierung viel ein. Die Kunden können mit einer VR-Brille dann das fertige Bauwerk bestaunen, noch bevor der erste Stein überhaupt gesetzt wurde. Die sind alle restlos begeistert!“

Mathis Malchow (lacht): „Stimmt, das war im Jahr 2005. Zu der Zeit haben Sebastian und ich für Norman Foster in London gearbeitet und eine Konzerthalle in St. Petersburg entworfen. Ein Riesenprojekt mit unvorstellbaren Ausmaßen! Und dafür haben wir mit unserem Team eben die legendären 660 Zeichnungen angefertigt.“
Sebastian Blancke: „Und wie! Und vor allem merkt man in solch fordernden Projektphasen, ob man gut miteinander arbeiten kann. Bei uns war es eine Punktlandung: Wir beide waren um ein Uhr nachts die letzten im Büro, sind danach noch zusammen feiern gegangen und saßen morgens wieder um sieben im Büro. Es war eine extreme Zeit, aber wir haben uns gesucht und gefunden!“

Mathis: „Wir haben schnell gemerkt, dass wir beide Perfektionisten sind und diesen Hunger hatten. Obwohl wir bei der Konzerthalle in St. Petersburg zum ersten Mal zusammenarbeiteten, wurden wir von den anderen sofort als Einheit wahrgenommen: 'the crazy germans'!“ (lacht)
Sebastian: „Ich habe mich nie als Angestellter gesehen. Für mich war klar, dass ich irgendwann mein eigenes Büro gründe.“
Mathis: „Für mich auch! Es ging im wahrsten Sinne des Wortes auch darum, ‚sich einen Namen zu machen‘“.
Sebastian: „Lustigerweise kann ich mich noch genau erinnern, wie wir von Ikea wiederkamen. Da standen wir im komplett leeren Büro und haben erst einmal eine Flasche Sekt aufgemacht. Wir hatten Schreibtische! Der Laden brummte also schon! (lacht) Ganz im Ernst: Irgendwie wusste ich, dass wir den Grundstein gelegt hatten. Für irgendwas Großartiges. Und mit dem Typen (zeigt auf Mathis) kann es nur klappen!“
Mathis: „Ja, wir haben für Architekturgrößen wie Arno Brandlhuber oder Hadi Teherani die Ausführungsplanung übernommen und parallel eigene grandiose Projekte entworfen, wie zum Beispiel das 7047: ein radikal minimalistisches Haus, in dem selbst die Badewanne aus rohem Beton gegossen wurde.
Sebastian: „Wir decken alle Leistungen der Architektur ab. Neben der Ausführungsplanung begleiten wir Projekte auch von der ersten Skizze an: Wir entwerfen, planen die Genehmigung, erledigen die funktionale Leistungsbeschreibung und machen die Ausschreibung für die Einzelgewerke. Und für komplexe Ausbauten übernehmen wir die Spezialbauleitung und koordinieren alle Gewerke aus einer Hand.“
Mathis: „Klingt jetzt wahrscheinlich sehr technisch. Man muss sich eigentlich nur merken: Die machen alles. Und können alles!“ (lacht)
Sebastian: „Wir haben keine.“
Mathis: „Das klingt jetzt wahrscheinlich furchtbar abgenudelt, aber wir stehen einfach für maßgeschneiderte Lösungen. Wir sind total offen: für verschiedene Materialien, für Formen, einfach für alles. Ganz wichtig ist für uns: Wir gehen komplett darauf ein, wie das Gebäude später genutzt werden soll. Wünschen die Bewohner sich also eher eine schicke Betonstruktur oder lieber warme Materialien? Dahin geht die Reise! Deswegen ist es gar nicht ein bestimmter Stil, der uns ausmacht, sondern vielmehr eine Herangehensweise: Aus jedem Raum das Schöne entlocken.“
Sebastian: „Wir stellen uns ganz in den Dienst der Sache und sind Anwälte des guten Ergebnisses. Wir wollen Materialien in ihren Eigenheiten perfekt zur Geltung bringen, das Licht so wählen, dass das Herzstück in Szene gesetzt wird oder einfach die Nutzung des Raumes im Kern verstehen und optimieren.“
Mathis: „Dieser Begriff steht dafür, wie wir an unsere Arbeiten herangehen – und wie wir Architektur verstehen. Natürlich sind wir auf der einen Seite Gestalter, ja quasi Künstler. Wir entwickeln architektonische Visionen und Entwürfe. Gleichzeitig liegt unsere Aufgabe darin, das ganze handwerklich perfekt umzusetzen und Großprojekte mit großer Verantwortung zu betreuen.
Sebastian: „Unser Vorgehen läuft so ab: Mathis zeichnet Entwurf A, ich B und unser Mitarbeiter C. Und danach schauen wir uns alles an, diskutieren – und schleifen den Entwurf, der das beste aller zusammenbringt, immer und immer wieder. Bis alles perfekt ist. Im Englischen nennt man dieses Vorgehen 'honing'.“
Mathis: „Design ist wie eine Komposition. Schau dir an, wie ein holländischer Maler drei Früchte arrangiert. Bis ins letzte Detail sind die Proportionen und das Licht aufeinander abgestimmt. Genau das ist unser Ziel mit einem Raum.“
Sebastian: „Auf jeden Fall! Wir sehen uns als Übersetzer zwischen den Welten. Die englische und deutsche Art, Bauprojekte anzugehen, unterscheidet sich zum Teil sehr stark voneinander. Auch die gesetzlichen Vorgaben sind natürlich anders. Dass wir beides kennen und können ist ein großes Plus. Unsere ausländischen Kunden – ob Investoren, die hier ihren Bestand optimieren wollen oder den Markteintritt vorbereiten – bekommen das schlüsselfertig perfekte Ergebnis und haben nichts mit der ganzen Bürokratie hier zu tun.“
Mathis: „Jeder bringt andere Impulse mit rein und wir sind fest davon überzeugt, dass die Ergebnisse viel besser sind, als wenn jeder den gleichen Hintergrund hat.“
Sebastian: „Unser Team ist überhaupt das Beste, das man sich nur wünschen kann! Alle sind mit so viel Herzblut dabei, das ist unglaublich toll zu sehen! Und wir als Chefs unterstützen sie, wo wir nur können. Jeder kann Homeoffice machen, wie er möchte. Als eine Mitarbeiterin, die damals noch befristet angestellt war, schwanger wurde, haben wir sie fest angestellt, um ihr klar zu machen: Wir wollen dich!“
Mathis: „Ja, das ist uns wirklich wichtig, dass wir alles für unser Team tun, weil es das umgekehrt auch für uns macht. Wir sind einfach eine super tolle Mannschaft! Jedes Jahr veranstalten wir übrigens ein Golfturnier für Friends, Familiy und natürlich Kunden. Vielleicht beschreibt das die OOW-Philosophie auch ganz gut: Wir bauen nicht nur tolle Häuser, sondern bringen Menschen zusammen.“

Mathis: „Wie jeder gescheite Junge aus Süddeutschland habe ich als Kind Autos gezeichnet. (lacht) Bis ins kleinste Detail konnte ich zum Beispiel eine E-Klasse aufs Papier bringen. Das wurde mir aber irgendwann zu langweilig und ich habe Häuser gezeichnet. Und da in der Schule Mathe und Kunst meine Lieblingsfächer waren, stand nach dem Abitur sofort fest: Ich studiere Architektur!“
Sebastian: „Ich habe ab der 9. Klasse immer in den großen Sommerferien in einem Architekturbüro gejobbt. Total blöd, alle fahren in den Urlaub und ich baue Modelle. (lacht) Aber mir hat das so irre viel Spaß gemacht, dass ich gar nicht mehr zurück in die Schule wollte. Einmal durfte ich mit dem Architekten in eine Pferdeklinik in Baden-Baden fahren, die er gerade umgebaut hatte. Als wir den Raum, in dem die Pferde nach der OP aufwachen, besichtigt haben, war ich komplett geflasht. Das war so ein richtig schöner Kuschelraum, mit gepolsterten Wänden, damit die Pferde sich nicht verletzten. Ich dachte: Cool, was Architektur alles kann! Ich hab’ dann nicht einen Moment gezweifelt, ob dieser Beruf etwas sein könnte für mich!“
