Projekt

AUGUSTINUM KLEINMACHNOW TREFFPUNKT

Kunde
Augustinum Stiftung
Leistungen
Innenraumgestaltung und Umsetzung
EIN PFLEGEHEIM, DAS NICHT SO AUSSIEHT

Treffpunkt Demenz

Als wir vom Augustinum den Auftrag bekamen, eine Tageseinrichtung für Demenzkranke zu bauen, waren wir sofort Feuer und Flamme. Unser Gründer Sebastian Blancke hat im Zivildienst Demenzkranke betreut und daher liegt OOW das Thema schon lange am Herzen. Außerdem glauben wir, dass gute Architektur gerade im Gesundheitssektor ihre volle Kraft entfalten kann: Selbst vermeintlich kleine bauliche Details können das Leben nachhaltig verbessern.
Wie notwendig eine Architektur für pflegebedürftige Demenzkranke ist, zeigen Schätzungen: In Deutschland werden bis 2050 erheblich mehr Menschen betroffen sein. Die Zahl der Demenzkranken könnte sich von 1,6 Millionen (2018) auf 2,7 Millionen (2050) erhöhen, prognostizieren Experten der NGO Alzheimer Europe. Statt 1,9 Prozent wären dann 3,4 Prozent der Bevölkerung mit der Krankheit konfrontiert.
Atelier, Aktivierungsraum und Essbereich

„Manche Themen unserer Gesellschaft nehmen wir nur am Rande war, und überraschen uns dann selbst mit der Tiefe, mit der wir in diese eindringen können.”

(Sebastian Blancke, OOW-CEO)

Die Herausforderung

OOW wollte mit der neuen Tageseinrichtung drei Faktoren miteinander verbinden: eine absolute Wohnlichkeit, eine herausragende architektonische Qualität und Ästhetik sowie eine hohe Funktionalität. Kurz: eine Pflegeeinrichtung schaffen, die sich nicht so anfühlt. Wir sind überzeugt, damit ein Zukunftsmodell für das Leben und Wohnen pflegebedürftiger Menschen geschaffen zu haben: Häuser, die ohne Abstriche bei der Ästhetik wohnlich und zugleich hochfunktional sind.

Die Lösung

Die Raumaufteilung dient den Bedürfnissen – und geschickte Materialauswahl erhöht Wohnlichkeit und Einsatzfähigkeit

Gemeinsam mit unserem Auftraggeber haben wir uns im In- und Ausland Demenz-Einrichtungen angeschaut, Pflegekräfte interviewt und auch die Erfahrungen aus der stationären Pflegeeinrichtung Itzel-Sanatorium nahe Bonn ausgewertet. Dieses wird ebenfalls von der Augustinum Stiftung betrieben. Auf dieser Grundlage haben wir eine Architektur entwickelt, die die Bedürfnisse von Bewohnern und Pflegekräften in den Mittelpunkt stellt.

In Gesprächen mit den Pflegekräften haben wir schnell herausgehört, dass die Betreuung von Demenzkranken eigentlich nur in kleinen Gruppen von vier bis fünf Personen effektiv ist – weshalb wir uns gegen große Säle entschieden haben. Die große Fläche, die zuvor einen kleinen Laden und ein Café beherbergte, wurde in kleine, wellenförmige Einheiten unterteilt. So sind fließende Räume entstanden, damit Aktivität und Ruhe nahe beieinander stattfinden und Gruppen leichter wechseln können.

An den zentralen Aufenthaltsbereich schließen wir Räume für die Aktivierung, ein Atelierraum und einen Bereich für Besuche an. Im Aktivierungsraum finden neben klassischen Angeboten wie Ballspielen und Gymnastik auch besondere Angebote Platz: So verwandelt sich ein Tisch in einen Touchscreen, auf dem man Käfer fangen und Blätter wegpusten kann – eine geschickte Projektion von der Decke.

Der ‚Snoezelenraum’ ist der zentrale Ruheraum. Er ist von Farbgebung und Lichtgestaltung her gedämpft – hier kann man zur Ruhe kommen und ein Schläfchen halten.

„Unsere Arbeiten für Senioren sind eine echte Herzensangelegenheit. Die Kombination aus Sinnhaftigkeit, Detailverliebtheit und Eleganz macht sie zu Lieblingsprojekten von OOW!”

(Sebastian Blancke, OOW-CEO)

Die Küche öffnet sich zum Essbereich. Eine Kücheninsel lädt zum Mitmachen ein – zum Beispiel bei Waffeln oder Rührei. Falls hierfür die Energie einmal nicht ausreicht, kann man immer noch dem Apfelkuchen im Ofen beim Backen zuschauen. Flächenbündig integrierte Induktionsplatten garen auf Wunsch zu Ende, oder halten warm. Den Fokus für das Thema Essen bündeln wir durch den großen Tisch, der bewusst rund gestaltet wurde: So kann man unkompliziert noch einen Stuhl dazwischen stellen, wenn ein Bewohner Hilfe benötigt.

Technische Funktionen werden sicht- und unsichtbar gemacht.

Alle Möbel und Materialien wurden so gewählt, dass sie nicht nur gut aussehen, sondern auch für den Einsatz in einer Pflegeeinrichtung taugen. So sind die Handläufe dreidimensional aus massiver Eiche gefräst und geölt. Der Fußbodenbelag ist aus robustem Vinyl, mutet aber wie Holz an. In der Küche sind Kunststeinplatten mit einer kleinen Nut verbaut – das gibt beim Entlanggleiten mit dem Finger Orientierung und ein Handlauf ist nicht nötig. In den Wandvorsprüngen steckt eine indirekte Beleuchtung. Und um einen Kontrast zwischen Boden und Wand zu schaffen, hilft eine dunkle Sockelleiste, die den Raum begrenzt.

Pflegebad
Vorraum WC

Doch nicht nur die Anordnung der Räume, auch die Möbel und technischen Details sind voll auf die Bedürfnisse der Nutzer zugeschnitten. Der Clou dabei: Die Technik soll nicht sichtbar sein, damit die Bewohner keine Abstriche bei der Wohnlichkeit machen müssen.

So sind im Handwaschbecken Desinfektion- und Seifespender mit Sensorik versteckt: Hier gibt es alle Funktionen einer Pflegeeinrichtung, die aber nicht so daherkommt. Gleiches gilt für den PC-Arbeitsplatz, über den die Pflegekräfte die Bewohner im Blick behalten können. Was in normalen Einrichtungen eine Glasbox mit Ordnern wäre, sieht hier nicht nach Büro aus – sondern wie ein Möbelstück, das sich äußerlich wenig von den anderen Einrichtungsstücken unterscheidet.

Türen ohne Griffe beispielsweise eignen sich für Stauraum, den die Pflegekräfte brauchen – der aber nicht für die Betreuten zugänglich sein soll. Türen, die von den Bewohnern genutzt werden, sind farblich abgehoben und haben Griffe. Lichtschalter für die Bewohner bilden einen Kontrast zur Wand, solche fürs Personal sind Ton in Ton gehalten. Funktionen lassen sich so sicht- und unsichtbar machen. In der Gestaltung der Möbel zeigt sich der Unterschied zwischen Bevormundung und anleitender Hilfestellung.

Das gilt auch für die Bäder: Hier ist eine Hightech-Badewanne mit Flügeltür verbaut, die Bewohnern eine entwürdigende Prozedur beim Ein- und Aussteigen erspart. Beim Entspannen in der Badewanne hilft zudem der Samsung-Screen „The Frame” an der Wand über den man einen Film oder Ölgemälde einer Galerie ansehen kann.

Fazit

Herausgekommen ist im Seniorenwohnstift Augustinum in Kleinmachnow ein Vorzeigemodell für die Betreuung Demenzerkrankter. Das OOW-Team ist unglaublich stolz: „Unsere Arbeiten für Senioren sind eine echte Herzensangelegenheit”, sagt OOW-Gründer Sebastian Blancke. „Die Kombination aus Sinnhaftigkeit, Detailverliebtheit und Eleganz macht sie zu Lieblingsprojekten von OOW!” Die Genauigkeit, mit der das Team sich mit dem Leben und Wohnen von Demenzkranken auseinandergesetzt hat, war etwas Besonderes: „Manche Themen unserer Gesellschaft nehmen wir nur am Rande war, und überraschen uns dann selbst mit der Tiefe, mit der wir in diese eindringen können.”

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